Martina Hefter: „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ und Jan Kuhlbrodt: „Krüppelpassion“

Zwei prägende Figuren der Leipziger Literatur lesen aus ihren aktuellen Büchern und sprechen mit Andreas Platthaus

 /  10/8 € (zzgl. VVK-Gebühr), Abendkasse 12/10 €  /  Galerie für Zeitgenössische Kunst | Auditorium

Jan Kuhlbrodt ist an Multipler Sklerose erkrankt und sitzt im Rollstuhl. In „Krüppelpassion“ thematisiert er den „langsamen Rückzug des Lebens“ aus seinem Körper und zwar „mit großer Unerschrockenheit, erstaunlicher Komik und theoretischem Witz“ – so die Jury des Alfred Döblin-Preises, den er für das Buch erhalten hat. Es ist ein erschütterndes und auch ein wütendes Buch, ein Aufzeigen von Missachtung und Gedankenlosigkeit. Aber es ist auch ein Buch über die Kraft der Literatur und die Vielschichtigkeit der eigenen Erinnerungen. Und ein Zeugnis dafür, wie man gegen den Tod anschreiben kann: mit philosophischer Nachdenklichkeit, Poesie und einem Humor, der immer wieder die Schwerkraft aufzuheben scheint.

Für Martina Hefters Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ (Klett-Cotta) drängt sich ein Adjektiv auf: erstaunlich. Tagsüber hilft die Tänzerin Juno ihrem schwerkranken Mann Jupiter dabei, seinen Alltag mit MS zu meistern. Und nachts, wenn sie wieder einmal nicht schlafen kann, chattet sie mit Love-Scammern im Internet (wobei die Frage offen bleibt, wer hier wen scammt). Wie kann man über derart schwere Themen mit einer solchen Leichtigkeit schreiben – ohne sie dadurch zu verharmlosen? Wie kann ein Roman über die Liebe und Sehnsüchte des Lebens so berührend sein – ohne einen einzigen kitschigen Satz? Wir wissen es nicht. Aber freuen uns über den Preis des Deutschen Literaturfonds, den der Roman erhalten hat, und die Nominierung für den Deutschen Buchpreis. Alles andere bleibt erstaunlich.