Lyrikhotel Zwei
Janin Wölke (Leipzig) und Nadja Küchenmeister (Berlin)
An diesem Abend treffen zwei Dichterinnen aufeinander, deren 2025 erschienenen Langgedichte große Aufmerksamkeit bei Kritik und Publikum fanden. Das lange Gedicht, schrieb Walter Höllerer 1965, unterscheide sich nicht nur durch seine Ausdehnung von den übrigen lyrischen Gebilden, sondern durch „seine Art sich zu bewegen“.
Bei Janin Wölke ist diese Bewegung jener „unendliche move“ (Elif 2025), der ihrem Band seinen Namen gibt: Alles hier ist lyrischer Beifang, nichts Nebensache. Alles steht gleichberechtigt nebeneinander: Batmanschlafanzug und Klippschliefer, Nirvana und Flutschfinger, Peter Wohlleben im Wald, Jeff Bezos im All.
Nadja Küchenmeisters „Der große Wagen“ (Schöffling 2025) ist ein Buch der angeträumten Bilder und der glühenden Ränder, in dem wir von einem Leben erfahren, das sich in der Erinnerung immer wieder neu und anders zusammensetzt. Am Ende begreift man, „dass es das Licht der Sprache selbst ist, das am Leben halten und tragen, das den Eindruck von Ewigkeit und Unsterblichkeit beschwören kann“ (Beate Tröger).